Die Nebelschlucht

 


~ Fergus "Traurige Wahrheit", Galliard der Fianna

 

Noch ehe man von der Meerseite aus in die Stadt Cashel gelangt erheben sich die unendlich lang wirkenden Steilküsten. Wo die Wellen sich schäumend brechen geht es nahezu senkrecht dem Stein hinauf, verschiedene Schichten, die wie das Alter gezählt werden können, bis sie schließlich in einer dunklen satten Grasnarbe münden. Die Schlucht zur Hafenstadt hinein liegt ein wenig verborgen. So erheben sich davor noch Felsformationen wie Dornen aus dem Meer. In die zwei höchsten wurden zwei sogenannte Geißeln gemeißelt – Mahnmäler, welches Unheil die Stadt bereits erlebt hat und Denkmäler all jener, die in vielen unerbittlichen Kämpfen ihr Leben verloren. Der Zugang in die Schlucht und die Schlucht selbst vor allem unerfahrenen Kapitänen einiges an Können ab, doch hat man die ersten Hindernisse überwunden und riskiert einen Blick hinauf erhebt sich traumhaft und surreal die Hochburg, als sei sie direkt aus der Steilküste empor gewachsen und nur ein wenig geschliffen wurden.

Die Nebelschlucht selbst, so heißt es, birgt ein trauriges Geheimnis. In jenen letzten Nächten, des letzten großen Krieges um die Stadt, legte man die Leichen in Boote und ließ sie durch die Schlucht hinaus auf das Meer treiben, wo sie erst in Brand gesetzt wurden. Man berichtet von traurigem Gesang, der durch die Schlucht hallte und einem unnatürlichen Nebel, welcher aufzog und wie ein Leichentuch über unseren Eltern und Großeltern lag. Merrows selbst sollen dort in verborgenen Höhlen leben und die Seelen der mutigsten Kämpfer in diesem Nebel zu sich geführt haben. Ihr Gesang soll so traurig gewesen sein, dass selbst die Bäume und das Gras erlagen und nicht einmal mehr das Feuer brennender Häuser es noch wagte, gefräßig weiter zu wüten. Ihr Gesang drang durch die Luft und erfüllte alle Herzen mit Trauer, Schmerz und Wehmut. Überlebende Feinde sollen sich in den Tod gestürzt haben, die Kehlen selbst aufgeschlitzt oder sich ertränkt haben, weil allein der Gesang sie im Inneren zerriss und ihre Taten wie zentnerschwere Steine an sie haftete. Seit jenen Tagen soll immer dann der Nebel in jener Schlucht aufziehen, wenn ein Schiff sie passiert, welches Unheil mit sich bringt. Doch oft ist am Morgen oder Abend ein leichter Nebel, nicht einmal Frachtschiff hoch zu sehen, der über das Wasser wallt. Manchmal genügter dieser schon um Seefahrer kentern zu lassen. Doch jene, die sich bis in den Hafen retten konnten, berichteten von unheilvollen Wesen, die sie in die Tiefe zogen...
Man sollte ihnen nicht zu viel Whisky und Bräu geben, oder?

Die Silbermine

 

 

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